Astrid Rehberg: Ein „Methusalem“-Tag mit dem Schriftsteller Arno Surminski
„Arno Surminski? Wer ist denn das?“ fragten sogar einige recht belesene „Methusalems“ , als der Vorschlag kam, den mehrfach preisgekrönten Schriftsteller nach Horneburg einzuladen. Dabei hat dieser Mensch mit seinen Werken über Flucht und Vertreibung unglaublich viel für die Versöhnung mit den östlichen Nachbarn – den Polen und Russen – geleistet und für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz erhalten. Rolf Gerdes von der Gruppe „Kriegsgeneration im Dialog mit Horneburger Schülern“ hatte den Kontakt zu Arno Surminski hergestellt. Der agile 84 - Jährige war angetan von der Idee und gern bereit, unentgeltlich im Rahmen des von den Senioren initiierten Dialogs, mit den 9 - Klässlern ins Gespräch zu kommen. In 2 Konferenzen strukturierten der Schriftsteller, die Lehrerin Frau Döscher, Rolf Gerdes und Astrid Rehberg den Verlauf der Schulveranstaltung. Die drei 9. Klassen waren von ihren Lehrerinnen gut vorbereitet und stellten viele Fragen, sodass ein lebhafter Dialog zwischen der Jugend und der Kriegsgenerationen zustande kam. Auch beim gemeinsamen Mittagessen in der Mensa, zu der die Schule die „Methusalem“-Gruppe und das Ehepaar Surminski eingeladen hatte, gab es reichlich Gesprächsstoff zwischen den Generationen. So lernten sich die Alten und die Jungen etwas besser kennen, denn als nächste Gemeinschaftsunternehmung der Senioren mit den Schülern ist im Juni ein gemeinsamer Besuch im ehemaligen Gefangenenlager Sandborstel geplant. Doch zurück zum turbulenten Tag mit Arno Surminski: Die Leitung des Goldaper Heimatmuseums in Stade war sehr daran interessiert, die Surminskis durch ihre Ausstellung zu führen und mit Kaffee und Mohnkuchen zu bewirten. In der Ausstellung befinden sich Originaldokumente auch von Ewald Ulrich, eines unserer Gruppenmitglieder, der - ähnlich wie Arno S. – als Kleinkind in Ostpreußen mit seinen Geschwistern elternlos zwischen die Fronten geraten war…Diese Schicksale rühren noch nach 70 Jahren zu Tränen, doch darf darüber nie vergessen werden, welches die URSACHEN für FLUCHT und VERTREIBUNG waren! Wer diesen beispiellosen Feldzug gegen die Menschlichkeit auslöste und wer dazu „HURRA“ geschrien hat! Das ist die Botschaft für die Nachgeborenen: WEHRET den ANFÄNGEN – SEID WACHSAM – JETZT! Zurück in Horneburg gab es für das Ehepaar Surminski eine kurze Erholungspause in der Lounge der Oberschule, bevor das Abendprogramm begann: Den Leseabend in der Oberschul-Aula hatten die „Methusalems“ in Kooperation mit der Horneburger Bücherei geplant. Die Leiterin Annette Kokott hatte sich mit der Harsefelder Buchhandlung in Verbindung gesetzt, um einen Büchertisch mit den Surminski-Werken zu organisieren. Diese konnten nach der Lesung vom Schriftsteller signiert werden. Inzwischen hatten die Vorstands-Mitglieder des Seniorenvereins „Methusalem“ in der Aula alles zum Empfang der Gäste vorbereitet. Auch Erfrischungsgetränke standen kostenlos bereit. Astrid Rehberg begrüßte die Anwesenden und zeigte sich erfreut über die mit fast 90 Personen gut gefüllte Aula. Dann begab sich der Schriftsteller auf das Podium und las Passagen aus seinem ersten Buch „ Jokehnen“ vor. Danach gab er einige Episoden aus seinem neuesten Buch „Wolfsland“ zu Gehör. Die Zuhörer waren sichtlich beeindruckt.
Die Horneburgerin Frau Brümmel, die seit Jahren mit ihrem Mann ein landwirtschaftliches Projekt in der Kaliningrader Oblast unterstützt, gab ihrer Ergriffenheit in Worten des Dankes an die Organisatoren und an den Schriftsteller Arno Surminski auch im Namen der Anwesenden zum Ausdruck. Als um 20 00 Uhr die Veranstaltung zu Ende ging, ringsum nur zufriedene Gesichter zu sehen waren, da war der ereignisreiche und doch auch sehr anstrengende Tag für das Ehepaar Surminski vorüber… Es war ein erfolgreicher und sehr erfüllender Tag, besonders auch für die „Methusalem“ -Gruppe der Kriegsgeneration. Danke auch von unserer Seite an alle, die zum Gelingen beigetragen haben. Und am nächsten Tag sagte Frau Surminski: „Wir haben uns in Horneburg gut aufgehoben gefühlt.“
Astrid Rehberg : Methusalems und Schüler der 9.Klasse im Kriegsgefangenenlager Sandbostel
Ein fruchtbarer Dialog zwischen der Horneburger „Methusalem“-Gruppe „Kriegsgeneration“ und Schülern der Johann-Hinrich-Pratje Oberschule besteht seit nunmehr 3 Jahren und wird fortgeführt:
Diesmal ging es in PKW-Fahrgemeinschaften – Jung und Alt gemeinsam – zur Gedenkstätte des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Sandbostel. Zunächst trafen die 9. Klässler unter Leitung ihrer Lehrerin Frau Nadine Döscher und einige „Methusalems“ am Lagerfriedhof Herrn Dr. Lars Hellwinkel, der zu einer Führung über das Friedhofgelände einlud. „Aber hier sind ja kaum Grabsteine mit Namen zu sehen“ wunderten sich die Besucher. „Dabei sollen hier etwa 10.000 bis 15.000 Kriegsgefangene begraben sein,“ so berichtete Dr. Hellwinkel: „ Auch nach mehr als 70 Jahren kommen noch Angehörige zu den Gedenktagen auf diesen Friedhof . Sie suchen vergebens die letzte Ruhestätte ihres Vorfahren, um eine mitgebrachte Gedenktafel aufstellen zu können.“ Einige suchen sich dann einen Platz dafür aus, der ihrem Wunsch nach einem Ort des Gedenkens entspricht.
In einiger Entfernung vom Friedhof erreichten die Besucher dann das ehemalige Kriegsgefangenenlager Sandbostel. Sie erfuhren, dass dieser Ort bereits vor Kriegsbeginn als strategisch günstig für einen solchen Zweck ausgesucht worden war. Die Insassen sollten und mussten Zwangsarbeit im Umland leisten. Sie sollten die Versorgungslücken in der Landwirtschaft ausgleichen, die durch den Kriegseinsatz der einheimischen Bauern, ihrer Söhne und Landarbeiter entstanden war. Denn die Landwirtschaft war ein wesentlicher Faktor für die Ernährung der Zivilbevölkerung und des Heeres. Wer von den Kriegsgefangenen auf den Bauernhöfen arbeiten durfte, hatte das große Los gezogen und eine Überlebenschance. Im Lager nämlich war die Ernährungslage miserabel!
Erschütternd war für die Jugendlichen wie für die Senioren zu erfahren, dass es auf dem Lagerareal noch ein mit Stacheldraht abgesichertes 2. Lager ausschließlich für russische Kriegsgefangene gab. Die Perfidität der nationalsozialistischen Ideologie vom russischen „Untermenschen“ bestimmte, dass diese Gefangenen von offizieller Seite dem Tod durch Nahrungsentzug ausgeliefert wurden. Und das, obwohl Deutschland die Genfer Kriegsgefangenenkonvention unterschrieben hatte! Während die Gefangenen aus den westlichen Ländern durchaus ein gewisses Lagerleben mit Sport, Religionsausübung, Musik und vor allem einer gewissen ärztlichen Versorgung hatten, blieben die russischen „Untermenschen“ davon ausgenommen und kämpften unter unmenschlichsten Bedingungen ums Überleben.
Besonders beeindruckte die Besuchergruppe, dass es einem italienischen Offizier mit Hilfe seiner Kameraden gelang, seine Fotoausrüstung –in Einzelteile zerlegt und versteckt – ins Lager zu schmuggeln. Wieder zusammengesetzt, konnten so authentische Fotodokumente für die Nachwelt entstehen, die im krassen Gegensatz zu den offiziellen Propagandafotos der Nazis standen.
Zum Abschluss dieser eindrucksvollen Exkursion fertigten die Schüler in Kooperation mit den „Methusalems“ Tontafeln an, auf die der Name der russischen Kriegsgefangenen, die im Lager Sandbostel elendig verreckt waren, eingraviert wurde. Diese gemeinsame Aktion war ein gelungener Ausklang der besonderen Veranstaltung, die bei Jung und Alt noch lange nachwirken wird.
nachstehend habe ich ein paar Dokumente zusammengestellt, die unser Staatswesen begründen.
Inhalte folgen noch!!
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